Tirol 2018
Sommerfrische & Entschleunigung in Tirol
Oder: was wir alles finden, wenn wir nicht groß suchen.
Oder: Naherholung

 

Mittags losrollern, den Stau in Garmisch verpassen. Noch vor der Grenze halten wir an, auf einem einsamen Parkplatz, gehen vor zur Loisach. Das Wasser fließt schnell, mehr hören wir nicht, sind die einzigen hier.

 

Die ersten 3 Tage tun wir gar nichts. Das Wetter ist nicht so gut, und wir sind platt. In der schicken Ferienwohnung sitzen, Tee trinken, Bücher lesen, den Sonnenhang (Skihang) raufgehen (nicht weit), neue Geschichten ausdenken und diese aufschreiben, ...

Der Ausblick vom Balkon ist überragend – die Sonnenspitze, andere Berge und den Wald gleich vor dem Haus. Mehr Bergblick geht nicht.
Wolken fahren auf den Berg zu, wabern um ihn herum. Eichelhäher fliegen hin und her, Häslein jagen sich und kämpfen. Wilde Blumenwiese, Bienen und Hummeln, Schmetterlinge, Grashüpfer. Raben krächzen. Stille, Ruhe. Wir tun nichts. So erholt war ich schon lange nicht mehr.

 

Tag 3: nach Reutte ins Schwimmbad fahren, mich über den Dialekt dort wundern (Allgäuerisch? Wie schon mal geschildert (https://wortlaterne.jimdo.com/tief-in-bayern/) ist Reutte eine alemannische Sprachinsel.

l.o.: mehr allgäuerisch, denn tirolerisch (Reutte)


Der Weg nach Leutasch
Normal fährt man über Garmisch-Partenkirchen (Staugefahr !!!) und Mittenwald ...

Südlich ums Zugspitzmassiv, von Ehrwald nach Leutasch, das fahren nur Verrückte – wie wir. Spektakulärer ist es auf jeden Fall.
Über Fernpass, Fernwald, Affenhausen, Telfs, Ostbach-Platzl, Kirchplatzl, ...
Berge rauf und runter, in Serpentinen. Mit Lastwägen und Radfahrern, in Haarnadelkurven, durch alle möglichen Dörfer ... Über 2h sind wir unterwegs. „Bergscheiße“. Viele Häuser, Rasthäuser und ganze Dörfer erinnern uns an die 1980er. Es sind eben keine Touristenorte ...

Telfs: sieht post-industriell aus, und ist es auch. Viele verfallene Fabrikgebäude. Strukturwandel. Alle Supermärkte (5 Stück). Die Zentrale von Thöni – von hier aus wird ein Konzern der „Industrie 4.0“ gelenkt. Eine Shopping-Mall. Autobahnanschluss. Und Blick auf das große und fruchtbare Inntal – in der Bronze- und Eisenzeit bereits Handelsweg, von den Etruskern in der Toskana bis nach Bayern (Manching).
Wieder Bergpässe hoch und runter, bis das Flachland kommt. Imbiss beim Wirt an der Brücke, im Schatten, neben einem Bach.

Leutascher Geisterklamm
Parken: 5€/Tag. Eintritt in die Klamm dafür frei.
Ein Steg führt die Klippe entlang, gibt tolle Blicke auf die Klamm frei.
(2012 waren wir bereits hier, Ende März. Damals war die Klamm nicht begehbar, alle Wege waren noch tief in Schnee versunken ...)

Es ist ein schöner Fleck unserer Erde. Bilder sagen mehr als Worte?
Bitteschön:

 


Klar, dass wir bei der Rückfahrt in Telfs anhalten, im Eurospar Souvenirs (und Abendessen) einkaufen und im Einkaufszentrum abhängen ...

In Fernstein halte ich spontan an, ob des Ausblicks auf Burg und See; gehe los, auf die Brücke über  den Fernsteinsee, mache Fotos. Auf der Brücke kommen mir 2 Kellner entgegen (1x männl., 1x weibl.). Mit Tablett und Tassen auf diesen, in Kellneranzügen, wahren Contenance.
Vielleicht ist das ihre Ausbildung? Durch den Straßenverkehr und Touristenrummel laufen, und dabei Haltung zu bewahren?
Oder bedienen sie die Schutzgeld-Mafia am See? Oder gehören sie zur Burgruine? (Als Geisterwesen ...?)
Ich sage ja: die Fahrt an der österr. Südseite des Berges ist viel spektakulärer und interessanter ...

Burg und See Fernstein

 

Ehrwalder Almbahn
Ist gleich von unserem Haus ums Eck. Gratis parken, für 16,-€ p.P. (mit Gästekarte, ohne 17,-) mit der Gondel hoch auf den Berg.
Dort ist ganz schön was los, viele Touristen sind in den Bergen unterwegs. Doch es verläuft sich. Wir machen 200 Höhenmeter (45 Min.), wandern auf die Hochfeldernalm auf 1.732 m, kehren ein. Viele hausgemachte Leckerlis. Unsere Wahl: Tiroler Speckknödel (in Suppe), Graukäsesuppe, ein Glas Milch (von den Kühen, die frei auf der Bergwiese laufen oder liegen. Nicht homogenisiert. Das Fett schwimmt in dicken Tropfen etc. herum, gibt ihr einen schönen samtigen und intensiven Geschmack).

Dramatische Bergmotive?
Nicht zu knapp:

 


Letzter Ausflug:
Eibsee
(bei Greinau, neben der nagelneuen dt. Zugspitzbahn)
Einer der schönsten Seen die ich kenne. 2016 waren wir schon mal hier (https://wortlaterne.jimdo.com/reiseberichte/zugspitze-2016-tief-in-bayern/), sind also Wiederholungstäter.
Der Rundweg geht 7,5 km (mit Parkplatz eher 10 km). Höhenmeter: ca. 50.
Parken: 4 € / Tag
Reicht uns als Tagesprogramm.
Nicht nur ob der Temperatur (30°C) wirkt es auf mich mediterran – Kiefern auf steinigem Grund vor hellblauem Wasser. Des öfteren komme ich mir vor, wie auf Sardinien etc.
Bilder? ...:

 


Am Abend ist „Tiroler Abend“ im EG (im Restaurantbereich unseres Hauses).
Normalerweise machen mich Schlager und volkstümliche Musik aggressiv. Doch nach so viel Entschleunigung bin ich dermaßen tiefenentspannt, dass ich es mit stoischer Gelassenheit hinnehme.


Unser Haus:

https://www.sonnenhang-ehrwald.at/home/

Anmerkung:
Tirol hat mehr Übernachtungen als ganz Griechenland (Quelle: Wikipedia). Klar, hier ist das ganze Jahr über Saison, gerade im Winter.
Reiseberichte über Tirol sind so vielfältig, wie die Möglichkeiten: Gipfelstürmer, Familienurlaub, Baden, Skifahren, ...
Jeder hat seine Lieblingsecken. Über alle zu berichten ist ohnehin kaum möglich.
Und schön ist es überall.
Unser Augenmerk lag nicht auf möglichst vielen Gipfeln oder Aktionen, sondern eher, was wir alles finden, wenn wir nicht groß suchen.
Wir haben immerhin unseren neuen Lieblingsort in Tirol gefunden – was für uns unter Naherholung läuft. Das ist doch was Schönes ...

 

ANHANG: